Gesundheit
Jeden Tag sterben weltweit mehr als 26.000 Kinder unter fünf Jahren. Sie sterben hauptsächlich an leicht zu verhindernden oder heute gut behandelbaren Krankheiten. Mehr als ein Drittel stirbt innerhalb des ersten Lebensmonats, die meisten davon zu Hause und ohne dass sie eine medizinische Versorgung bekommen hätten.
Die Ursachen sind: Armut, Unterernährung, fehlender Zugang zu sauberem Trinkwasser, mangelhafte Hygiene, unzulängliche sanitäre Anlagen und erschwerter Zugang zu lebensnotwendigen Medikamenten.
Auch in unserem Projektgebiet war der Zugang zu medizinischer Betreuung durch die mangelnde Infrastruktur schwierig. Um hier Abhilfe zu schaffen, konnten wir im Januar 2011 ein Gesundheitszentrum einweihen.
„Das Haide-Helmut-Health-Centre (HHHC) wurde 2011 auf Initiative der Ärzte Dr. Haide und Helmut Cuntze gegründet und von ihnen und zahlreichen Freunden finanziert. Es umfasst Behandlungsräume, Betten für einen stationären überwachten Aufenthalt, eine Entbindungsstation, zwei Wohngebäude für insgesamt 7 Mitarbeiter/innen, eine Küche für Patienten und Patientinnen mit Anbau (Schlafraum für Security). Neu hinzugekommen sind seit 2020 die Mitarbeiterunterkunft (dank zahlreicher Spenden im Freundeskreis), sowie die Küche für Patienten (Grundlage: Preisgeld als Kandidat des Bürgerpreises der Stadt Remscheid sowie Spenden im Freundeskreis).
Der Leitgedanke unseres HHHC: Wir wollen der ländlichen Bevölkerung im Einzugsgebiet unseres Health Centres eine medizinische Versorgung anbieten, die sich die Bevölkerung leisten kann und den Patienten keine dringend erforderliche medizinische Behandlung vorenthalten. Das Gesundheitszentrum ist bewusst in einem ländlichen Raum gelegen, um der Bevölkerung dort Hilfe zu leisten, wo es dringend erforderlich ist. Diese Lage ermöglicht Zugang zu Patienten, die sonst oft den weiten Weg zu einer fachgerechten medizinischen Versorgung gescheut hätten und Behandlung bei traditionellen nicht medizinisch ausgebildeten Heilern gesucht hätten.
Die medizinische Versorgung wird in der Regel von erfahrenen Krankenschwestern und -pflegern geleistet, ergänzt durch ebenfalls sehr erfahrene Hebammen. Das HHHC ist klassifiziert als Health Centre der Kategorie IV, mit Dienstleistungen, die durch Schwestern und Pflegern erbracht werden, dazu kleines Labor, Apotheke, Entbindungen sowie eine Bettenstation. Als Besonderheit bietet das HHHC abweichend von der üblichen Norm EKG[1]und Ultraschalluntersuchungen an.
Das Leistungsspektrum umfasst erste Hilfe bei Verletzungen, Labordiagnostik der häufigsten in Frage kommenden Erkrankungen, Diagnose und Behandlung von Erkrankungen, Impfungen, Betreuung rund um die Geburt, Gesundheitsberatung (Hygiene, Ernährung, HIV/AIDS, Schwangerschaft). Falls die Behandlung vor Ort in unserem HC nicht ausreicht, ergibt sich die Möglichkeit, Patienten an das nahegelegene Krankenhaus Villa Maria zu verweisen, wo stets ärztliche Präsenz gewährleitet und auch weitergehende Diagnostik möglich ist. Angesichts der ökonomischen Lage der Bevölkerung ist damit eine gewinnorientierte Führung des HHHC nicht möglich (im Gegensatz zu den Health Centres in den Städten). Deshalb sind wir für den laufenden Unterhalt auf Spenden angewiesen.“
Dr. Volker Peinke, 09.03.2023
Dr. Peinke berichtet weiter:
Das Gesundheitssystem in Uganda
„Für den ganz überwiegenden Teil der Bevölkerung gibt es weder eine Krankenversicherung noch irgendeine Form einer staatlichen Unterstützung. Generell muss die Bevölkerung jede Form einer medizinischen Dienstleistung bezahlen, bevor diese geleistet wird. Das heißt, auch bei schwerwiegenden Erkrankungen muss erst die Behandlung bezahlt werden, bevor z.B. ein Arzt eine Operation übernimmt. Es gibt Health Centres in 4 Kategorien je nach den Leistungen, die sie anbieten (das HHHC hat eine Einstufung in die Kategorie IV). Daneben gibt es Krankenhäuser in den Distrikten sowie Krankenhäuser der Maximalversorgung, insbesondere in der Hauptstadt Kampala.“
Malaria
In Ostafrika nimmt die Anzahl der Malariaerkrankungen zu. Uganda gehört zu den sogenannten Hotspots, wo bei längerem Aufenthalt eine fast 100%ige Chance besteht, an Malaria zu erkranken, wenn man sich nicht schützt. Und in Uganda handelt es sich um die Malaria tropica, die unbehandelt schnell zum Tode führen kann. Dass sich Malaria tropica so hartnäckig in Afrika hält, hat genetische Gründe.
Leider gibt es auch einige tragische Fälle:
- Malaria dauerte an, weil Malariamedikamente in einer öffentlichen Apotheke gekauft wurden, und das Geld nur für eine Tagesbehandlung reichte statt für eine reguläre Therapie nur über 3 Tage
- ein Schulkind meldete sich einen Tag nach Diagnose wieder mit sehr hohem Fieber – hatte die Medikamente auf dem Weg nach Hause verloren
Allgemeine Daten im Vergleich
Uganda: Gesundheitsausgaben in % des BIP: 0,9%, Ärzte pro 10000 Einwohner 0,9
Vergleich zu drei ausgewählten Ländern, die ich in den letzten Jahren besucht habe:
Bhutan: Gesundheitsausgaben in % des BIP: 3,7%, Ärzte pro 10000 Einwohner ,7
kostenloses Gesundheitssystem für die Bevölkerung
Ecuador: Gesundheitsausgaben in % des BIP: 4,4%, Ärzte pro 10000 Einwohner 20,5
kostenloses Gesundheitssystem für die Bevölkerung
Costa Rica: Gesundheitsausgaben in % des BIP: 5,4%, Ärzte pro 10000 Einwohner 11,5 –
kostenloses Gesundheitssystem für die Bevölkerung
Deutschland: Staatliche Gesundheitsausgaben in % des BIP: 8,7%, Ärzte pro 10000 Einwohner
43,3 – kostenloses Gesundheitssystem für die Bevölkerung
Quelle Weltbank – Wikipedia (2020)
Die Arbeit im Haide-Helmut-Health-Centre
Im vergangenen Jahr 2022 gab insgesamt mehr als 9500 Patientenkontakte (einschließlich einer Sonderaktion im Monat Februar – World Sick Day, der für erheblichen Zulauf sorgte). Es wurden fast 500 Patientinnen und Patienten stationär behandelt. Es erfolgten fast 100 Geburten, und es wurden 65 Ultraschalluntersuchungen bei Schwangeren durchgeführt. Der Personalschlüssel besteht aus 15 Personen: 9 Pers. medizinisches Personal und 6 Pers. nicht[1]medizinisches Personal. Die Erlöse aus dem Verkauf von Medikamenten machen etwa 80% der Einnahmen des Health Centres aus. Bei den anderen Einnahmen sind die Posten Zuschüsse der Schule Kalemba sowie weitere Spenden die wesentlichen Posten.
Wesentliche Neuerungen im Health Centre seit dem letzten Aufenthalt 2020:
Neue Unterkunft für Mitarbeiter · Neue Küche für Angehörige von stationären Patienten · Kühlschrank für Impfstoffe mit Photovoltaik betrieben (Spende MP Mr. Sseewungu Gonzaga) · Sauerstoffflaschen, Sauerstoffkonzentrator und neue Betten (Spende MP Mr. Sseewungu Gonzaga) · Neues Laborgerät zur Messung von Hämoglobin (Spende OCAOF) · Neue Pulsoximeter für Erwachsene (Spende OCAOF) · Neues Blutdruckmessgerät (Spende Herr Dasbach ) · Neue Computer, da die alten nicht mehr funktionierten, notwendig für die elektronische Patientenakte (Spende OCAOF)
Planungen für die nähere Zukunft: · Anschaffung eines Fahrzeuges zum Transport von Patienten und Material für das Health Centre · Einrichtung einer Isolierstation für Patientinnen und Patienten mit ansteckenden Krankheiten · Weitere Unterkunft für Patientinnen und Patienten, die stationär behandelt werden müssen, da zeitweilig ein Engpass besteht.
Dr.Volker Peinke, 09.03.2023
Aktualisierung zur Ausstattung im Haide Helmut Health Centre
22.06.2023
Neue Pulsoximeter für Kleinkinder
Dies ist ein typisches Beispiel, wie mit kleinen Spenden viel bewegt werden kann. Das Health Center ist mit Pulsoximetern (zur Messung der Sauerstoffsättigung im Blut und der Herzfrequenz – durch Messung an der Fingerkuppe) für Erwachsene gut ausgestattet. Nur sind diese Geräte nicht geeignet für die kleinen Kinderhändchen. Hierfür gibt es spezielle Geräte, die für die kleinen Kinderhändchen geeignet sind. Diese konnten vor kurzem im Health Center übergeben werden und ermöglichen jetzt eine bessere Diagnostik bei kleinen Kindern.
Eine Wärmelampe für Neugeborene
Eine weitere Investition war die Anschaffung einer Wärmelampe für Neugeborene. Dies wird eindeutig der Verbesserung der Versorgung dienen und unser Health Centre attraktiver für Geburten machen. Unser erklärtes Ziel ist es, die Frauen für eine überwachte Entbindung in unserem Health Centre zu gewinnen. Die Entbindungen zeigen eine steigende Tendenz, und neben der Möglichkeit der vorgeburtlichen Ultraschalluntersuchung bietet diese Wärmelampe einen weiteren Anreiz, das Health Centre bei Geburten aufzusuchen.
Laborgerät zur Differenzierung des Blutbildes
In unserem kleinen Labor werden einige wenige Laboruntersuchungen durchgeführt. Hier ergab sich der Wunsch, die Diagnostik zu verbessern durch Analyse des Blutbildes. Ein solches Gerät konnte gekauft werden und befindet sich seit Anfang Mai erfolgreich im Einsatz.
Autoklav zum Sterilisieren
Dieses Gerät ist unbedingt notwendig und eine Erneuerung des alten Gerätes, das deutlich in die Jahre gekommen war, stand an. Hygiene muss in einem Gesundheitsbereich groß geschrieben werden. Dies war eine größere Anschaffung und konnte getätigt werden.
Die Mitarbeiter sind genauso stolz wie ich, daß wir durch diese Maßnahmen die Attraktivität des Health Centres erhöhen konnten. Auch bei diesen Anschaffungen bleibe ich dem Leitgedanken treu: Wir wollen, der ländlichen Bevölkerung im Einzugsgebiet unseres Health Centres eine medizinische Versorgung anbieten, die sich die Bevölkerung leisten kann und den Patienten keine dringend erforderliche medizinische Behandlung vorenthalten.
Danksagung
Ein ganz großer Dank gilt allen Spendern, Freunden und Förderern in unserem Projekt OCAOF.
Und einen besonderen Dank an dieser Stelle den Spendern und Förderern des Haide Helmut Health Centres, das ich jetzt seit 8 Jahren betreue. Durch die Spenden haben wir von OCAOF viel bewegen können.
Dr.Volker Peinke, 22.06.2023