Bericht Juni 2024
Liebe Mitglieder, Paten, Freunde und Förderer,
im letzten Newsletter hatten wir Ihnen von Praktikant/innen aus Deutschland bei OCAOF in Uganda berichtet und im Gegenzug von Richard, Prossie und Patricia, die aus Uganda kommend hier Studium und Ausbildungen abgeschlossen haben. Richard war als Schüler mit den besten Deutschkenntnissen Ugandas zu einer Rundreise nach Deutschland eingeladen. Es gäbe OCAOF und die erfolgreiche Arbeit dieser Partnerschaft nicht, wenn Emmanuel nicht vor über 30 Jahren für eine Ausbildung als Buchdrucker in Deutschland gewesen wäre. Er hat nach seiner Rückkehr nach Uganda Not, Obdach- und Chancenlosigkeit vieler Kinder gesehen. Er hatte von „Kinderrechten“ gehört und wollte wissen, was das bedeutet und ob sie auch in seinem Land gelten. Vor allem aber, seine Frau Goretti und er haben einfach angepackt. Unser Verein gründete sich und unterstützte, weil Emmanuel beschreiben konnte, was er sah, und erkannte, was helfen und „Chancen auf eine Zukunft geben“ konnte.
20 Jahre OCAOF
Was daraus entstanden ist, haben wir am 20. Januar gefeiert. OCAOF durfte auf 20 Jahre erfolgreicher Entwicklungspartnerschaft und gewachsene Freundschaften zurückblicken. Ein bewegender Höhepunkt während der Feier war die Live-Videokonferenz zwischen uns im Veranstaltungsraum in Remscheid und den Freunden in Uganda, in der wir mit rund 30 Kindern, Ehemaligen und Mitarbeitenden gemeinsam mit Emmanuel und Goretti Grüße, Glückwünsche und Dank austauschen konnten. Wir haben im letzten Bericht auch auf die Aufgaben hingewiesen, die neu auftauchen. – Da waren die sehr großen Klassen in „unserer“ Grundschule in Bbaala mit z.T. über 100 Kindern. Die Schule und in ihr die Zahl der Kinder sind gewachsen, gerade weil die Schule so erfolgreich ist. – Da war der fehlende Wohnraum für Lehrer- und Ausbilder/innen im Weiterbildungszentrum Kitamba. – Wir haben befürchtet, dass die vorhandenen Mittel aus der Förderung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung für den Bau des Labors in Birinzi nicht reichen könnten für die Möblierung und Erstausstattung mit Untersuchungsgeräten und -instrumenten. – Und wir haben auf die vielen Kinder hingewiesen, die für ihre Schul- und Berufsausbildung unsere Unterstützung brauchen, weil Eltern und Verwandte die Kosten nicht alleine tragen können.
Erfolgreiche Entwicklung im Schulzentrum Kitamba
Gute Schul- und Berufsausbildung sind Voraussetzungen für die Überwindung von Armut. Und sie helfen, hohe Geburtenzahlen zu reduzieren und die rasante Bevölkerungsentwicklung auf dem afrikanischen Kontinent zu stoppen. Inzwischen hat sich einiges geändert. Im Weiterbildungszentrum Kitamba konnten aufgrund von großzügigen Spenden eines Maschinenbau-Unternehmens aus Glonn in Bayern zwei kleine Wohngebäude für insgesamt sechs Lehrkräfte neu gebaut werden. Sechs Lehrer- und Ausbilder/innen müssen nicht mehr täglich weite Wege zwischen Wohnort und Arbeit zurücklegen. In vielen Entwicklungsländern fällt häufig Unterricht aus, weil Schüler/innen und Lehrkräfte unbefestigte Wege bei Schlamm und Regen nicht bewältigen können und die bei uns selbstverständliche Infrastruktur z.B. durch Schulbusse und ÖPNV fehlen. Mit dem Bau der beiden Wohnhäuser konnte auch eine Toilettenanlage für unseren Sportplatz neben dem Weiterbildungszentrum errichtet und für den Sportbetrieb außerhalb des Schulgeländes zugänglich gemacht werden. So wird das Fußballfeld mittlerweile von der Distriktverwaltung („Landratsamt“) auch anderen Schulen und Sportgruppen aus den Nachbargemeinden für deren Sport- und Spielbetrieb empfohlen – zugleich eine tolle Werbung für unser Schulzentrum in Kitamba.
Labor in Birinzi
Nicht rund gelaufen ist die finale Einrichtung und Vorbereitung der Inbetriebnahme des vom Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) geförderten Labors in Birinzi. Prossie, Molekularbiologin und Biomedizinerin, selbst „Kind“ aus OCAOF, fiel krankheitsbedingt als Organisatorin und Leiterin der Einrichtung aus. Ohne sie veränderte sich auch das Betriebskonzept. Plan war, dass Einnahmen aus humandiagnostischen Untersuchungen (Blut-, Urin- und Gewebeuntersuchungen) den Betrieb finanzieren und auch zur Untersuchung von Trinkwasserproben, Lebensmitteln, Pflanzen und Böden verwendet werden. Wir waren gezwungen, das Betriebskonzept zu überarbeiten. Emmanuel und seinem Team in Uganda ist es gelungen, Herrn Prof. Dr. Archileo Kaaya, Institutsleiter der „School of Food Technology, Nutrition & Bio Engineering“ an der Makerere University in Kampala für das Projekt zu begeistern. Prof. Kaaya berät nun den weiteren Aufbau und wird das Labor als Partnereinrichtung seines renommierten Instituts an der Makerere Universität begleiten und z.B. auch für studentische Praktika nutzen. Zur Finanzierung schlägt er vor, Obst von den projekteigenen Feldern in Birinzi und von Kleinbauern der Umgebung, das nicht direkt als Frischobst auf dem Markt verkauft werden konnte, zu Saft zu verarbeiten, zu trocknen und eventuell auch Fruchtweine zu produzieren. Gewinne sollen – anstelle der entfallenden Einnahmen aus der Humandiagnostik – für die Eigenfinanzierung des Labors verwendet werden. Die Idee ist überzeugend, weil das Labor auf dem projekteigenen Grundstück mit rd. 80 ha unmittelbar neben dem ebenfalls projekteigenen Lager- und Distributionszentrum steht und vorhandene Räume dafür genutzt werden können. Nicht nur die konzeptionelle Änderung, sondern auch Preissteigerungen und Teuerungen in fast allen Bereichen müssen wir aus eigener Kraft „stemmen“. Auf einen „Zuschlag“ seitens des BMZ dürfen wir leider nicht hoffen. Der Etat des BMZ für Entwicklungszusammenarbeit soll nach Plänen des Finanzministeriums in der Legislatur um 25% gekürzt werden. Die „Töpfe“ sind leer. Warum ein Labor? Der Arbeitsauftrag und die Leistungen sind bei uns selbstverständlich. Wasser kommt sauber und keimfrei aus der Leitung. Lebensmittel werden grundsätzlich und regelmäßig kontrolliert und vor dem Verzehr gelegentlich dennoch verschmutzter Chargen wird in den Medien gewarnt. Der Handel ist verpflichtet, betroffene Waren zurückzurufen. All diese Kontrollmechanismen gibt es insbesondere in Ländern im sogn. globalen Süden nicht. Einige Beispiele: Verschmutztes Wasser ist die Hauptursache für weit verbreitete Magen- und Darmerkrankungen und die noch immer hohe Sterblichkeit bei Kindern unter 5 Jahren. Das warme und feuchte Klima bietet beste Voraussetzungen für Schimmelbildung und schnelles Verderben. Gerade in ärmeren Ländern verderben große Teile der produzierten Lebensmittel, weil die Möglichkeiten für Kühlung und Konservierung fehlen. Die Schulspeisung, wenn es sie überhaupt gibt, besteht in Uganda in der Hauptsache aus Maisbrei. Mais wiederum ist besonders anfällig für Aflatoxine, Giftstoffe von bestimmten Schimmelpilzgattungen. Aflatoxine sind auch bereits in den Pilzsporen enthalten und einige sind hoch giftig. Einige Aflatoxine sind karzinogen und können Leberkrebs und andere Krebsformen verursachen. Aflatoxine verringern die Nährstoffaufnahme, schwächen das Immunsystem und machen so anfälliger für HIV und Malaria. Bei Kindern führen sie zu Entwicklungs- und Wachstumsstörungen. Schädliche Stoffe können nach ihrer Identifizierung verboten werden. Wachsendes Wissen um diese Zusammenhänge kann maßgeblich dazu beitragen, die Gesundheit vieler Menschen zu schützen, sich gesünder und besser zu ernähren, die Landwirtschaft auch ohne den Einsatz von teuren chemischen Mitteln zu stärken und die Böden zu bewahren. Die Arbeit in der Farm mit Lager- und Distributionszentrum und im Labor wird flankiert von einer intensiven Zusammen- und Schulungsarbeit mit der kleinbäuerlich geprägten Bevölkerung in der Region. Parallel zum Bau des Lager- und Distributionszentrums hatten sich in den Nachbardörfern bereits mehrere Kooperativen (bäuerliche Genossenschaften) gebildet. Zwei junge Mitarbeiter von OCAOF sind nun eingeladen, sich auf die Beratung und Weiterbildung der Kleinbauern in Kursen an der Makerere Universität vorzubereiten.
Ich möchte Sie heute, abweichend von der Praxis in den letzten 20 Jahren, aktiv um Ihre Unterstützung bitten. Es wäre schade, wenn sich durch fehlende Mittel in überschaubarer Höhe die für sehr viele Menschen hilfreiche und nötige Arbeit verzögern würde. Wir brauchen Ihre Hilfe.
Emmanuel und Goretti kommen!
Nach langer, fast siebenjähriger Pause dürfen wir uns auf den Besuch von Emmanuel und Goretti in diesem Sommer freuen. Sie kommen Ende Juli und bleiben zwei Monate. Die Besuchsreise führt von Remscheid über die Region Stuttgart, Wangen im Allgäu, Kaufering/München, Konstanz, Schramberg im Schwarzwald, Lahr, Bruchköbel bei Frankfurt, Wuppertal, Essen, Beelen, Epe / Gronau, Bad Heiligenstadt, Dresden, Oer Erkenschwick und wieder zurück nach Remscheid. Früher geplante Besuchstermine mussten wegen Ebola (2020) und Corona (2021) abgesagt werden. Gastgeber sind „alte“ Freunde, die die beiden i.d.R. schon seit vielen Jahren kennen und auch schon selbst als Gäste in Uganda waren.
Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung und Hilfe.
Mit freundlichen Grüßen Ihr OCAOF-Team
gez. Franz Lebfromm