Bericht Oktober 2023

Liebe Mitglieder, Paten, Freunde und Förderer,
seit 2006 haben viele junge Leute aus Deutschland bei OCAOF in Uganda Praktika gemacht und als Freiwillige mitgearbeitet: Greta, Aaron, Adrian, Tatjana, Lena, Katrin, Elisa, Ella, Regina, Johanna, Elena, Hannah, Lilly, Jannik, Jessica, Kaya, Kristina, Nils, Lea, Rhea, Fiona, Carolin, Janice, Tanja, Wienke, Daniela, Adrian, Matilda, … Die Arbeit hat aber auch dazu beigetragen, dass junge, engagierte Menschen aus Uganda die Möglichkeit bekamen, die Reise nach Deutschland anzutreten. Volker Heuwold, der stellvertretende Vorsitzende von OCAOF, und ich waren im September in Berlin und haben dort Richard Kizza besucht. Richard (17) ist eins „unserer“ z.Zt. 120 „Kinder“ in den Kinderheimen in Kamukongo und Bweyo.

Richard hat die Grundschule in Bbaala besucht, danach „unsere“ High School in Kitamba. Er
hat über den Pflichtunterricht hinaus freiwillig Deutsch gelernt. Das Goethe-Institut und die
Deutschen Botschaften veranstalten jährlich in mehreren Ländern weltweit Deutsch-Tests und
prämieren die besten Ergebnisse. Richard wurde Landessieger in Uganda. Er wurde gemeinsam mit der besten Schülerin aus Uganda und 10 Preisträgern aus Senegal, Bulgarien, Türkei und Georgien zu einer vierwöchigen Tour durch Deutschland eingeladen. Parallel waren weitere Gruppen
aus anderen Ländern in Deutschland. Nach Aufenthalten in Bonn, München und zwei Wochen in Schwerin mit Unterrichtsbesuchen in einem Gymnasium war Berlin die letzte Station der spannenden Reise. Richard war sehr aufgeregt vor Freude, dass er Besuch bekommen hat. Er ist in der Gruppe anerkannt und beliebt. Die Reiseleiterinnen Vanessa und Ilona sprechen sehr gut über ihn. Mit seinem
Handy macht er sehr viele Fotos, die er uns auch gezeigt hat und dazu berichten konnte.
Wir durften uns der Gruppe für unsere Zeit in Berlin anschließen und am Programm
teilhaben. Die Themen am Sonntag waren die NS-Zeit und die DDR, etwas bedrückend, aber
die Jugendlichen haben sehr interessiert mitgemacht und auch Fragen und Wünsche für
ihr eigenes Land geäußert. Es ist schön zu sehen, wie OCAOF Türen öffnet und Brücken bauen kann.

Drei weitere Beispiele:
Prossie
hat nach ihrem Studium an der Makarere-Universität in Kampala die abschließenden Studien für ihre Masterarbeit in Molekularbiologie in Tübingen und Erlangen gemacht und anschließend Biomedizin in Würzburg studiert. Sie promoviert derzeit in Zürich und wird voraussichtlich einmal das
derzeit entstehende Labor in Birinzi leiten.
Dazu später mehr.

Patricia hat 2022 ihre Ausbildung als Pflegefachkraft in Hannover erfolgreich abgeschlossen und arbeitet z.Zt. in einem Krankenhaus in Essen. Sie hatte bereits in Uganda eine Ausbildung als Hebamme gemacht. In der Zukunft will sie nach Hause zurück und gerne bei OCAOF mitarbeiten.

Emmanuel Kizza, ebenfalls Schüler in Kitamba mit sehr guten Deutsch-Kenntnissen, hat nach
der Schulausbildung aus eigenem Antrieb Kontakte für ein Soziales Jahr in Deutschland
organisiert, hat sich um die nötigen Papiere und das Visum gekümmert und leistet seinen
Dienst seit Anfang August 2023 in einem Altenheim in Emden. Er will nach dem
Freiwilligendienst eine Ausbildung oder ein Studium in Deutschland machen.

Entwicklung von OCAOF

Einst war Emmanuel MUSOKE selbst als Auszubildender in Deutschland. Von 1991 bis
1995 hat er hier eine Lehre als Buchdrucker gemacht und nach seiner Rückkehr zusammen
mit seiner Frau Goretti das inzwischen große Projekt OUR CHILDREN AND OUR FUTURE
gegründet. Heute gehören zu OCAOF zwei Kinder- und Waisenhäuser, eine Grundschule in Bbaala,
eine weiterführende Schule und ein Berufsbildungsinstitut in Kitamba, ein Gesundheitszentrum in Bbaala, das „Haide Helmut Health Centre“, mit Entbindungsstation, Mitarbeiterwohnhäusern u. kleinen Bettenstationen für kurzzeitige stationäre Aufenthalte.

OCAOF unterhält eine Farm in Kamukongo, betreut Felder in Kinoni und das Lager- und Distributionszentrum in Birinzi. Z.Zt. entsteht ein Untersuchungslabor für Human- und Umweltdiagnostik am Lake Birinzi. OCAOF ist Partner und Förderer der Trinity Academy
(Grundschule) in Bukomansimbi
und unterhält mit dem „Afrika Point“ ein kleines Geschäftshaus in Nyendo.
Der „Afrika Point“ war das zweite von inzwischen mehr als 50 Gebäuden, die mit
unserer Unterstützung seit 2004 gebaut wurden.

Emmanuel hatte uns Anfang Mai Zahlen zu den Teilprojekten geschickt. Insgesamt arbeiten
aktuell 198 Menschen für OCAOF. Sie betreuen knapp 2.000 Kinder und Jugendliche in den
Kinderheimen, Schulen und Lehrwerkstätten.

Während der coronabedingten Schließungen und Bewegungseinschränkungen konnten wir
über 600 Familien im Projektgebiet mit Nothilfepaketen, wärmenden Decken, Matratzen und Moskitonetzen versorgen und die zwangsbeurlaubten Mitarbeiter/innen der Bildungseinrichtungen mit einem kleinen „Kurzarbeitergeld“ vor größter Not schützen.

Erfreulich ist auch die Entwicklung, die im Zusammenhang mit der Planung des Lager-und Vertriebszentrums in Birinzi initiiert wurde. Die Gespräche über eine Mitnutzung der Lagermöglichkeit haben auch dazu geführt, dass sich Kleinbäuerinnen und -bauern in mehreren lokalen Kooperativen zusammengeschlossen haben. Sie werden von „unseren“ Agrarfachleuten in Kamukongo und Birinzi unterstützt und zu Fort- und Weiterbildungen eingeladen.

Arbeitsansatz von OCAOF

Warum verfolgt OCAOF diesen breiten Arbeitsansatz mit verzahnten Förderimpulsen
in den Bereichen Bildung, Gesundheit, Ernährung, sauberes Trinkwasser, Energie,
Arbeit, Stabilisierung von Einkommen und aktuell einem Untersuchungslabor für Human-und Umweltdiagnostik? Wir sind davon überzeugt, dass eine nachhaltige Entwicklung
als Ganzes nur gelingt, wenn in jedem dieser Bereiche die Hilfe zur Selbsthilfe integrativ
gefördert wird.
Emmanuel hatte bei meinem ersten Besuch in Uganda im Jahr 2006 von beachtlichen
Projekten erzählt, die nach ausbleibender Unterstützung aus Europa oder Nordamerika
sang- und klanglos wieder verschwunden waren. Er wollte OCAOF lieber langsam
aufbauen und immer darauf achten, dass das Kernprojekt auch aus eigener Kraft lebensfähig
wäre, wenn fremde Hilfe ausbleibt. Es war deshalb immer Ziel, Grundlagen dafür
aufzubauen, sich weitgehend selbst zu versorgen und langfristig selbst zu finanzieren.

Wir erleben gerade in diesen Tagen die bedrückende Situation, in der Migranten aus
Afrika den gefährlichen Weg durch die Sahara und über das Mittelmeer nach Europa
antreten. Oft sammeln Angehörige und ganze Dörfer Geld für die Reise und Schleuser,
Familien nehmen dafür Kredite auf und verschulden sich. Migranten schicken später
Geld an ihre Familien und Dörfer, wenn sie es geschafft haben. Und sie verlieren Ansehen
und Achtung, wenn sie scheitern.

Kamukongo, Bbaala, Kitamba oder Birinzi werden als Dörfer nicht Geld sammeln, um jemanden auf diese lebensgefährliche Reise zu schicken. Wir sind davon überzeugt, dass es besser ist, die
Lebensbedingungen der Menschen vor Ort zu verbessern und Vertrauen auf eine lebenswerte Zukunft in der Heimat aufzubauen.

Der Förderverein „Our children and our future“ – Selbsthilfeprojekt in Masaka, Uganda e.V. wurde am 5. Dezember 2003 in Remscheid gegründet. Wir haben beschlossen das 20-jährige Bestehen von OCAOF am Samstag, 20. Januar 2024, ab 15:00 Uhr, Gemeindesaal der Pauluskirche in der Büchelstraße 47 in 42855 Remscheid zu feiern. Eine Einladung mit der Bitte um Rückantwort erfolgt mit der Weihnachtspost im Dezember.

OCAOF hat mit den eingangs genannten Projekten in der Projektregion in den Distrikten
Masaka und Kalungu tragfähige Grundlagen geschaffen. Aber wir sind nicht am Ziel. Mit der
Arbeit und den Erfahrungen wuchs auch die Erkenntnis, dass es wahrscheinlich zwei oder drei Generationen dauern wird, um stabile Verhältnisse, Bildung auf breiter Basis, eine zuverlässige Ernährung, ein jedermann zugängliches und finanzierbares Gesundheitssystem, sauberes Wasser, Energie und Widerstandsfähigkeit aufzubauen und sicherzustellen. Alle diese Dinge sind eng
miteinander verwoben und beeinflussen sich wechselseitig. Und die bereits bestehenden
und drohenden Herausforderungen werden angesichts Klimawandel, Bevölkerungswachstum und anderen Problemen nicht kleiner, sondern größer.

In den einzelnen Projekten werden bei hoher Auslastung immer wieder mal Engpässe
sichtbar. Und noch weiß niemand, „wo morgen oder übermorgen der Schuh drücken wird“. So
sorgt die erfolgreiche Grundschule in Bbaala einerseits für eine fast 100%ige Grundschulbildung der Kinder in den umliegenden Dörfern. Das hat andererseits zur Folge, dass z.Zt. drei Klassen mit jeweils über 100 Kindern zu groß sind. Nötig wären hier zusätzliche Unterrichtsräume.

Fehlende Wohnungen in und um Kitamba zwingen viele Lehrkräfte zu täglichen teuren Fahrten. Drei oder vier kleine Wohnhäuser sind nötig, um Unterrichtsausfälle bei heftigen Regenfällen und kaum passierbaren Wegen zu vermeiden. Es wird auch zusätzliche Förderangebote für die Schüler und Auszubildenden schaffen, wenn die Lehrkräfte in der Nähe wohnen und ganztags vor Ort sind.

Für den baldigen Betrieb des Labors fehlen noch Erfahrungen. Wahrscheinlich werden wir nicht alle erforderlichen Untersuchungsgeräte im Rahmen der Erstausstattung beschaffen
können. Aber es macht Mut, wenn in Zukunft z.B. Mais getestet wird und der tägliche
Maisbrei in der Schule garantiert ohne krebserregende Pilzgifte (Aflatoxine) sein wird.
Oder bei Krankheit Laborergebnisse schnell vorliegen und nicht erst nach Tagen.
Hauptursache für viele Magen-/Darmerkrankungen und hohe Kindersterblichkeit ist unsauberes Wasser. All das soll mit dem Labor verbessert werden.

Und nicht zuletzt, bleiben die Patenschaften als Unterstützung für Schulbesuche und Berufsausbildung immer der Kern unseres Projektes. Für so viele Kinder in der Projektregion wird erst dadurch Schulbildung möglich. Einen großen Dank an alle Paten!
Gute Bildung ist Voraussetzung für die Überwindung von Armut. Und sie hilft, hohe Geburtenzahlen zu reduzieren und die rasante Bevölkerungsentwicklung zu stoppen.

Wir danken Ihnen herzlich für Ihre Unterstützung. Wir bitten Sie, unsere gemeinsame Arbeit mit Ihren Spenden, Mitglied- und Patenschaften auch weiterhin fördernd zu begleiten.

Mit herzlichen Grüßen
Franz Lebfromm – für das OCAOF-Team
Our children and our future e.V.
Wiedenhofstraße 3, 42853 Remscheid
Tel.: 02191-5657475
IBAN: DE02 3406 0094 0006 0648 10 Voba im Berg.Land
IBAN: DE85 3405 0000 0000 0332 17 Stspk. Remscheid