Bericht Oktober 2022

Liebe Mitglieder, Paten, Freunde und Förderer,

wir würden Ihnen gerne berichten, dass Covid 19 in Uganda keine Rolle spielt, dass die Ernährungssituation trotz fehlender Getreideimporte im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine gut ist, dass die Kinder nach monatelangen Schulschließungen alle wieder in ihren Schulbänken sitzen und regelmäßig zumindest eine warme Mahlzeit in der Schule erhalten, und so weiter. Leider können wir dies nicht tun – und müssen stattdessen eher besorgniserregende Nachrichten aus dem Land teilen.

Folgen des Klimawandels

Im Norden Ugandas hatte es monatelang nicht geregnet. Die erhoffte Ernte ist vertrocknet, Wasser ist knapp und muss oft aus mehreren Kilometern Entfernung in Kanistern geholt werden. Menschen und Tiere hungern, verhungern. Nach heftigen Regenfällen im August kam es u.a. in den Gebirgsregionen im Osten des Landes um den Mount Elgon und im Westen im Distrikt Kasese (Queen Elisabeth National Park, Ruwenzori-Gebirge) zu Überschwemmungen und Erdrutschen mit vielen Toten. Auch unsere Projektregion mit den Feldern in Birinzi und in Kinoni wurde kürzlich getroffen. Bäume wurden durch Stürme entwurzelt. Die Folgen des Klimawandels – lange Dürrephasen, Stürme und Starkregen – betreffen auch und gerade Länder, die an der Verursachung des Klimawandels kaum beteiligt sind.

Ebola

Seit Mitte September bedroht ein weiteres Virus das Land. Im Distrikt Mubende, etwa 140 km nördlich von Masaka und Kalungu starb ein junger Mann an Ebola. Gegen den seltenen Erregerstamm, das Sudan-Virus, gibt es noch keine Medikamente oder Impfstoffe. Am 7. Oktober wies die Statistik des ugandischen Gesundheitsministeriums 44 bestätigte Sudan Virus-Fälle und weitere Verdachtsfälle aus. Die ersten Symptome der Erkrankung sind Fieber und grippeähnliche Beschwerden, ähnlich denen bei Malaria und anderen Leiden. Wir hoffen, dass sich das Virus nicht epidemisch ausbreitet und der Ausbruch bald eingedämmt werden kann.

Entwicklungen in unserem Projekt

Trotz solcher Ereignisse sind unsere Freunde und die Menschen in der Projektregion dankbar über die Entwicklungen in den letzten Jahren. Die geschaffenen Einrichtungen von OCAOF sind schuldenfrei. Viele Schulen in privater Trägerschaft gerieten in finanzielle Schwierigkeiten und mussten die Gebäude anderweitig nutzen oder verkaufen. Der Staat ist verschuldet und sah keine Möglichkeit für einen „Rettungsschirm“. Die OCAOF-Patenschaften ermöglichen über 330 Kindern aus ärmsten Familien den Schulbesuch oder eine Berufsausbildung. Schulbesuche und berufliche Ausbildung sind unverzichtbar und haben bei OCAOF neben der Betreuung der zur Zeit 125 Kinder in den Waisenhäusern in Kamukongo und Bweyo höchste Priorität. Die stark gestiegenen Kosten für Schulgeld und den Schulbetrieb versuchen wir aus Spenden und aus dem „Bildungspool“ zu finanzieren. (Ein Teil der Patenschaften ist ohne namentliche Zuordnung eines Patenkindes und fließt als Finanzreserve in diesen Pool, der dann unterstützt, wenn die Patenschaft die gestiegenen Kosten nicht mehr deckt oder wenn ein Kind die Schule wechselt und höhere Gebühren anfallen). Wir freuen uns auch über zahlreiche neue Patenschaften, über angepasste Förderbeträge oder Spenden.

Leider sind nur etwa 60% der Auszubildenden nach den langen Schulschließungen zu Beginn dieses Jahres in die Berufsschule zurückgekehrt. Die jungen Leute mussten – immerhin ausgestattet mit einigen Kenntnissen aus den begonnenen Ausbildungen – Arbeit suchen, um ihre Familien während der Lockdowns zu unterstützen. Offensichtlich haben viele die Ausbildung abgebrochen. Die durch unsere Patenschaften geförderten Azubis sind jedoch zurückgekehrt und werden ihren Abschluss absolvieren. Sehr positiv ist die Situation an der Grund schule in Bbaala und in der Secondary School in Kitamba: in Bbaala besuchen über 800 Kinder die Grundschule, in Kitamba 430 Schüler/innen die Weiterführende Schule. Alle verfügbaren Plätze sind belegt.

Die Farm

Kaffeeernte in Birinzi

Rainer Baumann aus München, Initiator der Charles Lwanga Farm in Kamukongo, war kürzlich in Uganda und berichtete begeistert von positiven Entwicklungen rund um die Farm. Der kürzlich erstellte Stromanschluss an das öffentliche Stromnetz (den letzten Abschnitt der Leitung und den Hausanschluss hat die Farm selbst finanziert) erleichtert die Arbeit enorm. Die vor etwa zwei Jahren aufgebaute Kaffee-Röstmaschine funktioniert einwandfrei. Der geröstete, offenbar sehr aromatische Kaffee, wird aromadicht verpackt und vor Ort verkauft.

Unser Labor

Ende September erhielten wir eine weitere, sehr erfreuliche Nachricht durch den positiven Bescheid des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) zu unserem Förderantrag für den Bau eines Labors in Birinzi. In Afrika südlich der Sahara fehlen Labore. (Das nächste Labor ist ca. 140 km entfernt.) Die Gründe für den infrastrukturellen Nutzen eines Labors in der Projektregion sind vielfältig: Verschmutztes Wasser aus Bächen, Tümpeln u. Brunnen ist eine der Hauptursachen für Magen- und Darmerkrankungen mit der Folge von Entwicklungsstörungen und Kindersterblichkeit. Zudem führte BXW (Banana Xanthomonas Wilt), eine bakterielle Pflanzen-erkrankung an Bananenstauden, vor einigen Jahren zum Totalausfall von Kochbananen als Hauptnahrungspflanze. Eine der wichtigsten Ersatzpflanzen für Kochbananen ist Mais. Die übliche tägliche Schulspeisung in Uganda ist „Poscho“, ein Maisbrei. Mais ist besonders anfällig für Schimmelpilzstämme, deren krebserregendes Gift (Aflatoxin) millionenfach Menschen und Tiere weltweit gefährdet. Ziel des Labors wird es sein, mit seinen Untersuchungen dabei zu helfen, das (Trink-) Wasser, die Ernährung und damit auch die Gesundheit der Bevölkerung zu verbessern und sicherer zu machen. Gesunde Böden sollen auch nachfolgenden Generationen zur Verfügung stehen.

Ein Labor eignet sich in besonderer Weise, Zusammenhänge in den Bereichen Ernährung, Gesundheit, Bildung, sauberes Trinkwasser, Umweltschutz (Böden, Düngemitteleinsatz, Pflanzenschutzmittel, etc.) deutlich zu machen, Wechselwirkungen aufzuzeigen und mittel und langfristige Fehlentwicklungen zu verhindern. Das Labor soll vor allem den folgenden Zielgruppen dienen: Kleinbauern > Sichere Ernährung, Gesundheit, Schulungen und Beratung; Lagerzentrum Birinzi > Untersuchung von Obst, Getreide und anderen Lebensmitteln vor der Lagerung und Testierung vor dem Verkauf (Birinzi beliefert insbesondere Schulen und Gesundheitseinrichtungen). Regionaler Handel (Maismühlen, Händler etc.) > Lebensmittelsicherheit, Testate für gesunde und unbelastete Lebensmittel. Kliniken u. Hospitäler in Südwest-Uganda: Untersuchungen von Blut- und Gewebe- proben: kurze Wege, schnelle Diagnosen. Am 3. Oktober wurde bereits mit den Bauarbeiten in Birinzi begonnen.

Die Trinity Academy

Vorne: Betondecke auf dem Erdgeschoss des Neubaus

Thomas Schwab und Dr. Karl von Koerber, zwei Mitglieder von OCAOF, haben während eines Ugandabesuchs 2016 das Schulprojekt „Trinity Academy“, eine von Gertrude Meeme und Ehemann John Ssali gegründete Grundschule in Bukomansimbi kennengelernt. Gertrude war ein Patenkind von Goretti. Die Schule bestand damals aus einem Rohbau mit vier Klassenräumen. Der Unterricht fand davor „unter einem Baum“ statt. Ein kleines Team um Karl und Thomas hat einen Unterstützerkreis für die Trinity Academy aufgebaut, Patenschaften vermittelt und Spenden für den Ausbau der Schule gesammelt. Die Schülerzahl stieg noch vor Corona Anfang 2020 auf 228 Schüler/innen, die in provisorisch unterteilten Klassenräumen und einem Zelt unterrichtet wurden. 2022 konnten Stiftungen und Freunde für die Finanzierung eines Erweiterungsbaus mit sechs Klassenräumen und einer Etage für Schlafräume (Internatsbetrieb) gewonnen werden. Die Kapazität der Trinity Academy steigt nach dem Abschluss der Baumaßnahme auf 450 Kinder. Die Trinity Academy zeigt durch ein ermutigendes Projekt, wie die Arbeit von OCAOF in die Nachbarschaft ausstrahlt und wo „Ehemalige“ aktiv werden und ihrerseits Neues aufbauen.

Wasser und Energie

Vom Tümpel zum Brunnen

In der ländlichen Region fehlen Wasserleitungen über ein öffentliches Versorgungsnetz. Meistens holen Frauen und Kinder das Wasser in Kanistern. OCAOF hat mehrere kleine Brunnen gebaut, lässt Tiefbrunnen graben, baut Zisternen für Regenwasser und hat in Kitamba eine Wasser aufbereitungs-anlage installiert. Ein Förderkreis um Frau Kübler unterstützt seit Jahren die Installation von Dachrinnen und kleinen Wassertanks für sehr arme Menschen.

Die projekteigenen Häuser in Nyendo, Bbaala, Kamukongo, Bweyo und Kitamba sind i.d.R. mit kleinen Photovoltaikanlagen ausgestattet. Weitere erneuerbare Energiequellen sind Biogas (2), Nuru-Lampen, Jatropha (Dieselersatz Pflanzenöl), effektivere Herde und Öfen zum Kochen und (als Musteranlage geplant) Windenergie. Das Biogas wird im Kinderhaus zum Kochen verwandt.

In jüngster Zeit wurden drei Standorte an das öffentliche Stromnetz angeschlossen. Das „Netz“ arbeitet jedoch nicht zuverlässig. Die Stromversorgung fällt oft aus. Im Weiterbildungszentrum Kitamba wurde ein Minigrid, eine Insel-Stromversorgungs-Anlage mit einer zentralen Photovoltaik-Anlage gebaut. Sie wird demnächst im Zusammenhang mit dem Aufbau eines Kompetenzzentrums zur Ausbildung von Solarfachleuten für Uganda in Kooperation mit dem Solar-Technologie Unternehmen SMA aus Deutschland erweitert.

Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung und beste Grüße auch aus Uganda Gez. Franz Lebfromm